HIMMELSWIESE

Auf dem Parkfriedhof wurde ein Bereich für totgeborene Kinder eingerichtet.

SIGISMUND VON DOBSCHÜTZ

Bad Kissingen — Vor über zwei Jahren fand das erste Treffen der vier Projektpaten zur Schaffung einer „Himmelswiese“ für tot- geborene Kinder und Embryos statt. Jetzt hat die „Himmelswiese“ einen festen Platz in Bad Kissingen.

Am Samstag konnten Klinik- Seelsorgerin Gabriela Amon, Pfarrerin Claudia Weingärtler, Cornelia Weber (Christian- Presl-Stiftung) und Ingo Mack (St. Elisabeth-Krankenhaus) die neue Begräbnisstätte auf dem Parkfriedhof endlich feierlich einweihen. Gemeinsam entzündeten sie fünf Kerzen für die ersten „Sternenkinder“, die demnächst dort beigesetzt werden.

Für Trauer und neue Hoffnung

„Trauer braucht einen Raum“, gab Gabriela Amon der zahlreich erschienenen Gästeschar aus Unterstützern und Betroffenen zu bedenken. „Denn nur dann ist Leben wieder möglich.“ Die für die Beisetzung von „Sternenkindern“, wie man tot Geborene im Volksmund nennt, vorbehaltene Wiesenfläche biete jetzt diesen Raum: Raum für Trauer, aber auch Raum für neue Hoffnung.

Von diesem Gedanken ließ sich auch Bildhauer Reinhard Kraft (55) aus Wolkshausen (Landkreis Würzburg) bei der Schaffung seines zweiteiligen Kunstwerkes für die Himmels- wiese leiten. Statt einer typischen Friedhofsskulptur wie der eines Engels schuf er für die „Himmelswiese“ eine schwere, auf einem quadratischem Sockel liegende Steinschale und ein leichtes Mobile aus Metallflügeln. „Die Sternenschale steht für das Auffangen, das Sammeln der Tränen und der schwere Sockel gibt den Trauernden Halt.

Das Mobile aus Engelsflügeln soll die Erstarrung lösen und mit seiner sanften Bewegung neuen Mut geben.“

„Es gibt Momente im Leben, da zieht es einem den Boden un- ter den Füßen weg“, hatte Ga- briela Amon zuvor in ihrer An- sprache gesagt. Totgeburten seien noch immer ein Tabu-Thema in der Gesellschaft. „Wir wissen nicht, was wir sagen und was wir machen sollen.“ Sternenkinder würden den Mitmenschen die Grenzen des Machbaren aufzeigen und mit dem Tod eines Sternenkindes zerbreche die Hoffnung der Eltern, „hält der Alltag an“. Amon: „Es ist gut, dass wir diese Himmelswiese haben.“

Kostenfreie Bestattung

Dankbar zeigte sich Cornelia Weber von der Christian Presl- Stiftung. Die Stadtverwaltung habe das Projekt „mit großem Wohlwollen begleitet“ und der Stadtrat habe durch die Ände- rung der Friedhofsgebührensat- zung eine kostenfreie Bestattung solcher Totgeburten erst mög- lich gemacht. Kosten würden den Hinterbliebenen nur für die Einlassung von Gedenkplatten in die Wiese entstehen – „für die Kinder, die nicht leben durf- ten“. Das traurige Schicksal von Sternenkindern trifft nicht nur Angehörige. Es bewegt auch andere. Deshalb unterstützt der Rotary-Club Bad Kissingen das Vorhaben und ließ von Jochen Köllmer einen symbolischen 1000-Euro-Scheck überreichen.

Große Anteilnahme

Marie-Luise Biedermann (Nüdlingen), Vorsitzende Ordens- hilfswerk Saint Fortunat, hatte ebenfalls im Mitgliederkreis gesammelt und konnte eine Spende von 3000 Euro verkünden. „Ich habe gestaunt, wie viele unserer Mitglieder in der eigenen Familie Sternenkinder hatten.“